New Work – Trend oder Hype

Veranstaltungsrückblick

Am letzten Wochenende traf sich die Community „Intrinsify“, um in Berlin auf einem „Wevent“ der Frage nachzugehen, ob sich die „Neue Arbeitswelt“, die sie als „New Work“ definieren, ein Trend oder ein Hype ist.

Für mich war der Begriff „New Work“ erst einmal neu und so war es schön, in der ersten Open Space Session diesen Begriff zu definieren.

Alexander Krause von agil-inform.com

Als die Definition auf einem FlipChart zusammen gestellt wurde, dachte ich: „Okay, und was ist jetzt daran so neu. Dann bin ich ja auch ein New Worker. „

Das neue daran ist, dass nicht nur Freelancer nach diesen Prinzipien arbeiten, sondern das ganze Unternehmen und das wäre dann schon ein großer Wandel in der Arbeitswelt.

Die Frage nun ist, welche „Schmerzen“ im Unternehmen könnten einen Wandel hin zu „New Work“ verursachen.

Engpässe im Unternehmen entstehen wenn:

  • die Kommunikation nicht klappt
  • man sich gegenseitig nicht mehr traut
  • man Dinge nicht mehr versteht und sich nicht traut zu fragen
  • alle was machen und man nicht mehr weiß warum
  • man nicht glaubt, dass es zum Erfolg führt und sinnvoll ist
  • keiner mehr lernt, sondern nur noch funktioniert.

Auf alle diese Engpässe haben „New Worker“ antworten.

Da sind z.B. die vielen Teilnehmer, die aus der IT Branche kommen und mit Methoden wie Scrum und Design Thinking gute Erfahrungen gemacht haben und aus dem Erfolg der Arbeit, Spielregeln erfahren und gelernt haben. Hier geht es um Innovationen, die in einem Prozess entstehen, indem man den Kunden schon frühzeitig in den Prozess mit einbindet und durch eine gute Fehlerkultur zu einem kundenorientierten Produkt kommt.

Diese IT´ler berichten, dass sich die Regeln der Scrum Methode aufgrund des Erfolges im ganzen Unternehmen ausgebreitet haben und so zum gemeinsamen Verständnis von guter Arbeit geworden sind. Eine schöne Story.

Auch im Filmprojekt AUGENHÖHE, das auf einem Open Space von Intrinsify geboren wurde, geht es um das Sichtbarmachen von Verhalten, denn aus Verhalten wird Haltung, so eine Aussage im Film.

Aber ist es vielleicht nicht anders herum, dass aus einer Haltung Verhalten wird?

Als Facilitator, habe ich mich lange mit meiner Haltung auseinandersetzen müssen. Der Facilitator ist ein Ermöglicher, der die Teilnehmer durch den Prozess begleitet. Er ist nicht derjenige, der das Know-How hat, sondern die Gruppe durch Methodenkenntnis und gute Fragestellungen (ähnlich wie ein Coach) zum Ziel führt. Es ist also ein leiser Mensch – kein Entertainer oder Macher.  Eine Haltung, die z.B. im Open Space zum Erfolg führt. Open Space wird von vielen Großgruppenmoderatoren wie eine Philosophie gesehen. Es geht um das ganze System, dass in einen Raum geholt wird. Es geht hier um Selbstorganisation, Selbstverantwortung und Freiwilligkeit. Diese Bewegung gibt es schon seit über 15 Jahren. Sie hat es aber nicht geschafft die Arbeitswelt nachhaltig zu verändern. Was hat bisher gefehlt?

In einer nächsten Session beschäftige ich mich mit den psychischen Belastungen am Arbeitsplatz nach § 5 Abs. 3 Nr. 6 Arbeitsschutzgesetz. Arbeitgeber sind verpflichtet diese Belastungen festzustellen. Psychische Belastungen können aufgrund des Arbeitsinhaltes, der Arbeitsumgebung, der sozialen Beziehungen und der Arbeitsorganisation entstehen. In diesem Bereich tuen „New Worker“ vieles, was die psychische Belastung verringert. Intrinsisch motivierte Menschen, die einen Sinn in ihrer Arbeit sehen, sind wesentlich belastbarer und brauchen weniger extrinsische Anreize für gute Arbeit. Da die Zahl der psychischen Erkrankungen ständig steigt, wäre dieser Aspekt also wieder ein Hinweis darauf, dass sich die Arbeitswelt wandeln muss, denn die Kosten für den hohen Krankenstand sind enorm hoch.

Zuletzt folgt ein Input von Gerhard Wohland zur Systemtheorie, der mir die Peripherie und das Zentrum erklärt.

Ausschlaggebend für den Trend und den nötigen Wandel in der Arbeitswelt ist die zunehmende Dynamik und die daraus hervorgehende Beschleunigung der Kommunikation in Systemen. Wenn die Mitarbeiter in der Peripherie mehr Wissen als das Zentrum, das den Laden steuert, dann kollabiert das System. Außerdem müssen Steuerung und Führung getrennt werden, denn die Steuerung weist an und Führung hat die Aufgabe Innovationen zu entwickeln. Innovationen kann man nicht anweisen. In großen Unternehmen fehlen die markttauglichen Innovationen, da es an Führung fehlt und das System managt sich zu Tode.  Ein Aha- Moment auf dem Wevent- dafür hat sich die Reise nach Berlin schon gelohnt. 

Die Kommunikation scheint ein Schlüssel für den Erfolg der New Worker und auch für New Work zu sein. Kommunikation auf Augenhöhe und Plattformen, die es der Community ermöglicht, asynchron zu kommunizieren und Wissen auszutauschen und sich als Teil einer Bewegung zu verstehen. Die Wevents sind dabei wichtige Veranstaltungen der persönlichen Begegnung, auf denen soziale Beziehungen sichtbar gemacht und gepflegt werden.

Ich denke, die Zeit ist reif für eine solche neue Arbeitswelt. Wir brauchen dringend diesen Wandel in der Führung und der Zusammenarbeit. Wenn Unternehmen diesen Change nicht schaffen, dann werden ihnen die motivierten und kreativen Mitarbeiter ausgehen.

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