Modern Denken mit dem Bauhaus

Gerade bin ich von einem Kurztrip aus Dessau zurück. Was ich dort gesehen habe, hat mich zu diesem Artikel inspiriert.

In diesem Jahr feiern wir das 100. Jubiläum des Bauhaus #Bauhaus100, denn 1919 eröffnete Walter Gropius eine der bedeutendsten Schulen für Gestaltung, die bis heute Architekten Impulse gibt. Damals wollte man sich nach dem Ende des 1. Weltkriegs eine neue moderne Zukunft gestalten und gründete diese revolutionäre Ideenschule. Es war ein Experimentierraum in dem Kunst und Technik zusammen kommen sollten. Das Bauhaus war weltoffen und es kamen Künstler aus ganz Europa hier her. Die Zugangsvoraussetzungen waren aufgehoben und jeder begabte junge Mensch, sollte am Bauhaus in Weimar studieren können, unabhängig von Schulabschluss, Geschlecht oder Staatszugehörigkeit. Rund 150 bis 200 Studierende waren am Weimarer Bauhaus eingeschrieben, darunter je nach Semester 25 bis 50 Frauen und 17 bis 33 Prozent ausländische Studierende.

1925 wechselte das Bauhaus von Weimar nach Dessau und durch den Neubau eines Gebäudeensembles gelang die neue Einheit zwischen Kunst und Technik. Es gab neben dem Hochschultrakt , den Trakt mit den Werkstätten, einen Trakt mit der Aula und der Kantine, ein Trakt mit den Wohnappartements und einen Verbindungstrakt mit der Verwaltung, so dass Leben und Arbeiten an einem Ort stattfand. Die Meister (Professoren der Hochschule) wohnten als Community nur wenige Meter von der Hochschule entfernt, in den sogenannten Meisterhäusern.  Es ging hier nicht nur um theoretischen Input, sondern auch um die praktische Umsetzung und einen ganzheitlichen Lebensstil.

Gropius träumte davon eine eingeschworene Gemeinschaft, eine Community, zum Leben zu erwecken, um in die Gesellschaft zu wirken. Es ging darum die Welt neu zu denken und die Bedürfnisse und Lebenswirklichkeiten der Menschen besser zu befriedigen.

Walter Gropius soll gesagt haben:

Willst Du die Kultur ändern, musst Du die Räume ändern.

Deshalb schuf er Räume, die variable und möglichst leer waren, damit die Menschen sie mit Leben füllen können. Sie waren transparent, hell, minimalistisch möbliert und die Form der Dinge, wurde durch die Funktionalität bestimmt. Er verzichtete darauf, seinen Häusern und Möbeln eine verlogene bürgerliche Schauseite zu geben, es sollte möglichst schlicht und ohne Schnörkel sein.

Er holte die Künstler ins Bauhaus und machte sie zu Meister, statt zu Professoren. Sie sollten von ihrem Sockel geholt werden und eine soziale Verantwortung übernehmen und mit den Technikern eine Einheit bilden. Kunst und Technik – Hand in Hand – unterstützt durch die Stadt und die Wirtschaft.

Wie wäre es, wenn wir hier in Lippstadt, so einen Raum schaffen könnten, statt ein Innovationsquartier für die Hochschule und die Wirtschaft, eine Ideenschmiede um unsere gemeinsame Zukunft zu gestalten. Ein Ort an dem alle Disziplinen sich austauschen und gemeinsam zum Gestalter werden. Wie wollen wir in Zukunft leben? Wie kann unsere Stadt klimaneutral werden? Das ist eine Frage, die alle Altersgruppen und Schichten betrifft.

Deshalb ist das Bauhaus gerade heute wieder top aktuell, den Themen wie Interdisziplinarität, Globalisierung, Design Thinking, Arbeit und Leben an einem Ort,  der gesunde Mensch, Nachhaltigkeit, günstiger Wohnraum  stehen auch heute ganz oben auf der Agenda.

Obwohl Bauhausmöbel heute leider sehr teuer sind, gibt es genügend günstige Nachahmerprodukte des Bauhauses. So ist z.B. ein Billy Regal ein Bauhausdesign. Ikea hat den Bauhausgedanken bereits gut in ihrem Design übernommen, denn es geht um die Befriedigung des „Volksbedarfs und nicht um Luxusbedarf“, so der zweite Bauhausdirektor Hannes Meyer.

Von diesem Bauhausgedanken ist nun auch das städtebauliche Projekt der BUGA 2019 in Heilbronn inspiriert. Dort soll auf dem Bundesgartenschaugelände ein neuer lebendiger Stadtteil entstehen mit einem Lebensraum für bis zu 3500 Menschen. Hier soll es für alle Schichten und alle Altersgruppen neuen Lebensraum geben. Hier wird gerade die Stadt der Zukunft gebaut. Es ist die Stadt der kurzen Wege, der guten Freizeitmöglichkeiten und der grünen Innenhöfe und des bezahlbaren Wohnraums.

Für alle, die auch nach Dessau fahren wollen, um sich inspirieren zu lassen, empfehle ich die Jugendherberge in Dessau. Hier lebt der Bauhausgeist auf allen Fluren – familienfreundlich – kurze Wege zum Bauhausgeschehen, freundliches Personal, gutes Frühstück und super günstig. Hannes Meyer hätte seine Freude daran.

Wir haben am ersten Tag übrigens die 2 stündige Bauhausbauten – Radtour gemacht. Am zweiten Tag haben wir uns dann das Bauhaus mit Führung und die Meisterhäuser angeschaut. Sehenswert ist z.B. auch das Kornhaus, das direkt an der Elbe liegt und an dem man einen herrlichen Sonnenuntergang erleben kann.

Ab September eröffnet übrigens das neue Bauhausmuseum in Dessau. Das wird dann noch einmal ein Highlight für die Stadt.

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