Komplexität in Zeiten des Wandels

Komplexität im Management ist ein Buzzword geworden und liegt beim Bullshit Bingo bestimmt ganz weit vorne. Immer wenn jemand den Überblick verliert, dann ist etwas komplex.

Dabei werden die Worte komplex und kompliziert häufig vertauscht. Nur weil man etwas nicht versteht, ist es noch lange nicht komplex, sondern vielleicht einfach nur kompliziert.

Wenn etwas kompliziert ist, können wir durch genaue Analyse und intensives Studium eine Lösung finden. Dies sind z.B. Maschinen oder Reparaturanleitungen. Ein kompliziertes System ist zuverlässig und genau, und man kann es von außen steuern. Das Zusammenwirken der einzelnen Teile ist konstant. Man kann ein kompliziertes System beherrschen, indem man das nötige Wissen hat.

Ein komplexes System ist meist etwas Lebendiges. Eine Gruppe von Menschen zum Beispiel. Ein komplexes System ist für Überraschungen gut. Es ist von außen nur zu beobachten. Das Zusammenspiel der einzelnen Teile ist dynamisch und nicht vorhersagbar. Wer solche komplexen Systeme führen will, braucht lange Erfahrungen mit solchen Systemen. Dies ist im Vergleich zum Wissen das „Können“.

“Mit Wissen kann man komplizierte Aufgaben lösen, aber nur mit Können kann man komplexe Aufgaben lösen.”

Zitat: Kulturmanagement Blog 

Nils Pfläging hat in seinem Buch die Komplexithoden das Wort von der „blauen“ komplizierten Welt und der „roten“ komplexen Welt geprägt.  Heutzutage brauchen wir immer häufiger das rote Denken, um mit den immer dynamischeren Zeiten zurecht zu kommen.

Hier ein schönes Video, indem er seine Komplexithoden – clevere Wege für eine komplexe Arbeitswelt – erläutert.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=0WA7-KU2GrM&w=560&h=315]

Auch der vor kurzem verstorbene Prof. Peter Kruse hatte sich dem Problem der immer größer werden Komplexität  gewidmet und 5 Ansätze zum Umgang mit Komplexität aufgestellt:

  1. Rumprobieren, Ausprobieren. Trial and Error.
  2. Ausblenden. Beim alten Muster bleiben.
  3. Rationales Durchdringen. Über die Details verstehen.
  4. Trivalisieren. Unterteilen. Reduzieren auf wenige Kriterien.
  5. Emotionale Bewertungen. Intuition. Musterbildung jenseits des Verstehens.

Wie reagieren Menschen auf wachsende Komplexität? – Prof. Peter Kruse

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=m3QqDOeSahU&w=420&h=315]
Auch die aktuelle ManagerSeminare hat sich dem Umgang mit Komplexität gewidmet. Der Artikel „Einfach machen“ von Dieter und Nils Brandes gibt es sogar als Podcast.

Die beiden haben 3 Wege beschrieben, wie man versuchen kann, sein Unternehmen weniger komplex zu machen.

  1. Verzicht auf Unwichtiges
    – Bonussysteme streichen
    – Budgeting beenden
    – Controlling- Abteilung abschaffen
  2. Einfach reduzieren
    – Programme eindampfen
    – Angebot verkleinern
    – Große Abteilungen teilen
  3. Einfach informieren
    – Klare Regeln fürs Berichten
    – Ist mit Ist vergleichen
    -Sich klar ausdrücken

Hier können Sie den ganzen Artikel als kostenlosen Podcast hören

Auch Gunter Dueck hat in seinem letzten Sachbuch Schwarmdummheit  – So blöd sind wir nur gemeinsam – sich dem Problem der Komplexität gewidmet.

Die Tendenz, aus Studien über bloße Zusammenhänge heraus einen Wirk- oder Kausalzusammenhang quasi zu erfinden und danach zu behandeln, ist wohl die größte Quelle der Schwarmdummheit. 


Wir denken zu oft, dass Zahlen in Stein gemeißelt sind, und vergessen, wie sehr und wie oft dabei getürkt wird.

Zahlen, Daten, Fakten und der schnelle Quartalserfolg sind im Management wichtig. Beziehungen und Nachhaltigkeit werden häufig übersehen. Es gibt Unternehmen, in denen gehört es zum guten Ton, dass Führungskräfte möglichst schnell den nächsten Karriereschritt machen oder häufig die Führungsposition wechseln. Wenn man keine Beziehung zu seinen Mitarbeitern aufbaut, dann kann man auch härter durchgreifen, so das verbreitete Denken.

Hier wird die Komplexität der Arbeitswelt einfach negiert. Beziehungen sind wichtig für den Menschen um Höchstleistungen zu bringen und gesund zu bleiben.

Wir sollten endlich anerkennen, dass Unternehmen komplexe Organismen sind und sie entsprechend führen. Dabei muss Führung den Rahmen für Dialog ermöglichen und die Mitarbeiter vernetzen, z.B. in Communities of practice. Es geht um echte Beteiligung damit der Wandel kommen kann.

 

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