Diversity
Mütter sind die eigentlichen Verlierer im heutigen Wirtschaftssystem. Deshalb überlegen sich karriereorientierte Frauen, ob und wann sie Kinder bekommen wollen. Oft warten Sie so lange, bis es zu spät ist und es einfach nicht mehr klappen will oder sie entscheiden sich bewußt für ein Kind und gegen den Arbeitgeber und machen sich selbständig.
Was kann man als Frau und Mutter alles erleben im Unternehmen:
- Wenn einem als junge Frau einmal schlecht ist, fragen alle ob man schwanger ist.
- Nach der Heirat denken viele, bald wird die Frau schwanger, damit sie nicht mehr arbeiten muss.
- Deshalb erreicht man schnell so etwas wie eine gläserne Decke, da Vorgesetzte lieber Männer befördern, als eine Frau, die eventuell ja bald schwanger werden könnte.
- Schwangere Frauen werden bedauert, da der Zeitpunkt gerade wirklich schlecht ist, in der momentanen Umbruchsituation oder wirtschaftlichen Lage.
- Schon während der Schwangerschaft, werden Frauen umgesetzt, da sie ja nun nicht mehr so belastbar sind.
- Es werden Arbeitsplätze im Erziehungsurlaub wegrationalisiert, der neue Arbeitsplatz ist dann 45 km weiter entfernt als der alte, in der Hoffnung, dass die Mutter kündigt oder eine Abfindung nimmt.
- Einer Frau, die aus dem Erziehungsurlaub kommt, wird eine weiter entferntere Vollzeitstelle angeboten – Teilzeit ist leider momentan nicht möglich.
- Hat man eine Teilzeitstelle bekommen und ist deshalb nur wenige Tage in der Woche vor Ort, dann bekommt man weniger mit und wird nicht für voll genommen. Egal welche Arbeit man in kürzester Zeit verrichtet.
- Führungsposten werden den Müttern nicht angeboten, da es zum Führen den ganzen Menschen braucht, der sich möglichst von allem loseisen kann, d.h. Familie, Freunde und möglichst noch von den eigenen Bedürfnissen des Körpers, z.B. Schlaf.
- Führungskräfte müssen mobil sein und das zeigt man(n) z.B. dadurch, dass man(n) in eine andere Stadt zieht und nur noch am Wochenende für die Familie verfügbar ist.
Was daraus geworden ist, können wir in den Unternehmen sehen. Nicht nur das Führungskräfte reihenweise ausbrennen, sondern ganze Unternehmen sind seelenlos geworden. Aber was entgeht den Unternehmen, wenn sie Mütter aussortieren.
Gute Mütter haben durch die Erziehung ihrer Kinder folgendes gelernt:
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Mütter sind gute Personalentwickler
Wie gebe ich meinem Kind eine Umgebung, indem es sich ausprobieren kann und selbstgesteuert Erfahrungen machen kann? Wie motiviere ich mein Kind etwas zu lernen und wie erkläre ich ihm den Sinn und den Nutzen? Was braucht mein Kind um den nächsten Schritt zu tun? Wie gebe ich meinem Kind Wurzeln und Flügel gleichermaßen. Eine gute Erzieherin ist meist auch eine gute Personalentwicklerin.
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Mütter sind sparsam und effizient
Mütter geben das Geld für die alltäglichen Dinge des Lebens aus. Sie müssen mit dem Geld sparsam umgehen und schauen auf Praktisches, wie z.B. Qualität, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Mütter müssen schauen, dass sie mit ihrer Zeit und den Ressourcen auskommen. Das Arbeiten mit To-Do Listen und das ständige Abwägen, was nun am Wichtigsten und Dringlichsten ist, ist überlebenswichtig.
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Mütter sind vertrauenswürdig
Zwischen Mutter und Kind gibt es so etwas wie ein Urvertrauen. Auch wenn das Kind etwas anstellt, kann es zurück zur Mutter kommen und alles beichten und darauf vertrauen, dass die Mutter ihm hilft und ihm verzeiht. Wenn wir in den Unternehmen ein Fehlerkultur haben wollen, dann ist Vertrauen unabdingbar. Dieses Urvertrauen fehlt an allen Ecken und Enden in der Gesellschaft und in den Unternehmen. Den Bankern wird immer weniger vertraut und das meines Erachtens zu Recht. Nun wirbt die Commerzbank mit einer weiblichen Direktorin und dem Tenor: Wir haben verstanden!
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Mütter übernehmen Verantwortung
Wenn man Mutter wird, dann macht man sich klar, dass man nun für mindestens 18 Jahre oder aber auch für den Rest des Lebens die Verantwortung für einen Menschen übernimmt. Man fängt also an, sich zu ändern. In der Schwangerschaft und Stillzeit wird kein Alkohol getrunken und das Motorrad wird verkauft, denn das ist nun zu gefährlich. Mütter vermeiden Risiken und achtet auf die eigene Gesundheit. Das Leben an sich, bekommt eine neue Bedeutung.
Mütter sind deshalb erfolgreiche Werbeträger, wie z.B. für die Werbekampagne der Sparkasse zum Thema Vorsorge. -
Mütter sind stresserprobt
Wenn ein Kind Hunger hat, es Blähungen hat, die Windel voll ist, ihm langweilig ist oder es anderweitige Aufmerksamkeit bekommen will, dann schreit es. Mütter lernen diesen Krach auszuhalten und alle Bedürfnisse zu befriedigen. Mütter müssen lernen mit diesem Stress zurecht zu kommen und eine Strategie zum Stressabbau finden. Diese Stressresistenz sucht man manchmal in den Firmen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen stressresistenter sind als Männer.
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Mütter achten auf ihre und die Gesundheit der Familie
Als Mutter bekommt man jede Krankheit der Kinder hautnah mit und lernt langsam, was die Kinder krank macht und was dagegen hilft. In Zeiten von Allergien und Neurodermitis ist man sensibel geworden und denkt nicht mehr nur noch an Symptome, sondern sucht auch nach den Ursachen von Erkrankungen. Diese Sensibilität hilft auch in Unternehmen. Den der Stress ist häufig hausgemacht und ist die Ursache für erhöhten Krankenstand. Veränderungen, Kritik, Angst und schlechtes Betriebsklima können von guten Führungskräften bearbeitet werden und dies dient dann auch der Gesunderhaltung der Belegschaft.
Mütter und Selbständige werden übrigens nicht krank. Mama muss nämlich immer funktionieren – das vermittelt auch der aktuelle TV-Spot von WICK und verkündet : „Mütter nehmen sich nicht frei. Mütter nehmen das neue WICK DuoGrippal.“
Eine Frau verliert durch die Geburt eines Kindes nicht den Verstand, sondern erfährt einen Changeprozess. Es weitet sich auf einmal das Sichtfeld auf das Leben und neue Werte werden wichtig.
Wenn Väter in den Erziehungsurlaub gehen und später Verantwortung für die Erziehung übernehmen, dann gilt das natürlich auch für diese. Gerade junge Väter wünschen sich eine Änderung in der Unternehmenskultur.
Junge Familien bekommen mehr Kinder, wenn junge Mütter und Väter auch gleichzeitig berufstätig sein können und Karriere machen können. In Deutschland ist das oft noch nicht möglich, da es den Müttern/Vätern unattraktiv und schwer gemacht wird, in den einmal erlernten Beruf zurück zu kehren. In Schweden ist das z.B. ganz anders und dort ist auch die Anzahl der Kinder viel höher.
Das liegt nicht nur an der besseren Kinderbetreuung sondern an der besseren Unternehmenskultur in den Unternehmen. Dort haben weibliche Sichtweisen und Fähigkeiten einen höheren Stellwert.
Ich hoffe, dass die junge Generation hier einfach Forderungen stellt und zwar Frauen und Männer, Mütter und Väter gleichermaßen. Dann wird es auch wieder mehr Kinder geben und der demographische Wandel wird sich vielleicht auch nochmals in eine andere Richtung entwickeln.
Aus diesem Grund bin ich für eine Frauenquote in Vorständen und Aufsichtsräten und zwar so lange, bis wir eine Veränderung der männlich dominierten Unternehmenskultur erreicht haben. Momentan gibt es nämlich eine informelle Männerquote, wie ich auf einer Veranstaltung mit Prof. Dr. Wippermann gelernt habe. Wenn wir erst einmal die Unternehmenskultur verändert haben, ist eine Frauenquote nicht mehr nötig, da es dann Frauen auch möglich sein wird, allein durch ihre Kompetenzen in die Führungspositionen aufzusteigen. Mittlerweile bestreitet niemand mehr, dass Frauen die nötigen Kompetenzen haben (es wurde sogar festgestellt, dass Frauen die bessere Qualifikation haben, da sie sich mehr fortbilden) nur wird Ihnen unterstellt, dass sie nicht den nötigen Biss haben, um sich im Unternehmen durchzubeißen. Das kann natürlich sein, da Frauen die Spiele der Macht nicht gefallen. Der Vorschlag, dass man als Frau halt auch einmal abends am Tresen ein Bier mittrinken soll, ist m.E. erstens gesundheitsschädigend und zweitens aus Zeitgründen meist nicht machbar.
Frauen wünschen sich andere Spielregeln. Wir müssen lernen miteinander auf Augenhöhe über die Spielregeln im Unternehmen zu diskutiert und sie auch teilweise ändern.
Wie man sieht ein aktuelles Problem.
Das zumindest legt eine Befragung der Personalberatung Hays nahe, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt. Für die Studie wurden mehr als 11.000 Berufstätige in 24 Ländern zu ihren Karrierezielen befragt. Die Studie zeigt, dass, global betrachtet, 47 Prozent der Frauen und 53 Prozent der Männer finden, dass sie ihre beruflichen Ziele ausreichend in ihrem Unternehmen kommunizieren können und ihnen die entsprechenden Entwicklungschancen geboten werden. In Deutschland hingegen sagen dies gerade mal ein Drittel der Frauen, aber immerhin 43 Prozent der Männer.
„Damit zeigt sich in Deutschland neben dem Aufstiegshindernis Kind eine weitere #Karriere-Bremse für Frauen, die auf die männlich geprägte #Arbeitskultur in vielen Unternehmen zurückzuführen ist.“ https://t.co/THQMuOoqc3 #GenderGap #Unternehmenskultur
— Plötzlich Chefin (@plotzlichchefin) February 8, 2018
Bildquelle Beitragsbild: Johanna Brühl