Corona – die Krise als Veränderungsimpuls

Seit dem 13.03. 2020 habe ich mich sozusagen unter Quarantäne gestellt. Ich kam gerade aus Berlin von einer Bildungsreise und habe dort festgestellt, wie sich Berlin unter dem Coronavirus anfängt zu verändern. Es war eine gespenstische Stimmung. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich bin also freiwillig in die Abschottung gegangen, da ich niemanden Anstecken wollte, falls ich mich in Berlin angesteckt haben sollte. Mein einziger realer sozialer Kontakt ist seither mein Mann, mit dem ich jeden Tag einen Spaziergang mache. Ich bin dankbar, dass wir unsere Wohnungen noch verlassen dürfen.

In den letzten 3 Wochen habe ich viel am Computer gesessen und meine Homepage neu aufgestellt und  bin mit meiner Homepage auf einen deutschen Server umgezogen. Das war ein ziemlicher Kraftakt und viel Arbeit. Wenn immer noch nicht alle Bilder wieder gefunden werden, dann bitte ich um Nachsicht. Ich arbeite immer noch an den kleinen Baustellen.

Außerdem habe ich meine WandelBar weiter ausgebaut. Das ist ein virtueller Raum, in dem sich Menschen treffen, die sich mit dem Thema Veränderung und Zukunft beschäftigen. Eine erste Session war für mich ein toller Start in eine neue Community des Wandels. Wir haben uns die Szenarien von Horx (Zukunftsinstitut) angesehen und über unsere eigenen Zukunftsvisionen gesprochen. Diese Gespräche haben mir viel Zuversicht gegeben, denn es ist nicht alles schlecht, was sich ändern könnte.

Überhaupt habe ich in den letzten 4 Woche viel gestaunt über auch positive Auswirkungen des Virus. Wie kann es sein, dass wir ein ganzes Jahr über die Klimakrise sprechen und sich die Menschen kaum verändern und nun können wir uns verändern, innerhalb eines Monats? Okay, es ist nicht ganz freiwillig, wir werden von der Politik eingeschränkt, aber immerhin es geht. Vor Corona hätte es niemand in der Politik gewagt, über solche Maßnahmen für die Klimakrise nachzudenken.

Unsere Welt ist heute eine ganz andere – mit negativen und positiven Folgen:

Es gibt überall Grenzen und Schlagbäume – gestern habe ich im Fernsehen gehört, dass die Hamburger nicht mehr mit dem Fahrrad nach Schleswig Holstein fahren dürfen. Sie werden an den Stadtgrenzen von Polizisten gestoppt. Das ist schon ziemlicher Wahnsinn.
Eigentlich wäre ich im März auf Mallorca gewesen und hätte die Fahrradsaison im Trainingslager begonnen. Wir wurden zum Glück frühzeitig gestoppt. Der Veranstalter hat die Reise storniert und nun hoffen wir, dass er auch das Geld irgendwann überweist und nicht vorher Pleite geht. Das die Tourismusbranche einmal von heut auf morgen, derart brach liegen könnte, konnte ich mir bisher nicht vorstellen.

Das ist ein echter Schwarzer Schwan oder nicht? Wenn unerwartete Ereignisse Volkswirtschaften und Kapitalmärkte zum Taumeln bringen, sprechen Politiker, Ökonomen und Vermögensverwalter gerne von einem Schwarzen Schwan.

Zitat: Fondsprofessionell

Der New Yorker Professor Nassim Taleb hat den Begriff einst in seinem Buch „Der schwarze Schwan. Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse“ mitgeprägt. In einem Gastbeitrag für die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) erklärt er zusammen mit seinem Co-Autoren Mark Spitznagel, warum die Corona-Pandemie mitnichten als Black-Swan-Event gelten darf, „auf das nicht vorbereitet zu sein entschuldbar ist.“ Im Gegenteil: Aufmerksame Leser seines Buches müssten eigentlich wissen, dass eine globale Pandemie dort klar und eindeutig als weißer Schwan bezeichnet wird – als „ein Ereignis mithin, das mit Gewissheit irgendwann eintreffen wird.“

Scheinbar hat auch Bill Gates eine Pandemie vorausgesagt und in einem beachtlichen TED Talk veröffentlicht.

Dieses Video wurde 2015 veröffentlicht, wir hätten also 5 Jahre gehabt, um uns auf diese Situation vorzubereiten. Auch dass wir für solche Fälle genügend Schutzausrüstung brauchen ist klar.

Die Frage ist ja, wie wir als Menschheit gemeinsam lernen können. Diese Frage habe ich bisher nur als Frage der „Lernenden Organisation“ gesehen, aber mittlerweile müssen wir uns schon auf eine globale Ebene begeben, wenn wir die Probleme unseres Lebens lösen wollen.

Global denken und lokal handeln.

Unter diesem Motto standen ja die Klimaschutzmaßnahmen seit 2015.

Die Vereinten Nationen haben 2015 die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) verabschiedet und einen Fahrplan zu diesen Zielen erarbeitet. Ausgestattet mit einem starken Mandat haben besonders die Akteure auf kommunaler Ebene das Heft des Handelns aufgegriffen. Sie arbeiten flächendeckend und wirkungsvoll an der praktischen Verwirklichung der UN-Ziele. Einige politische Entwicklungen hierzulande und in anderen Teilen der Welt stellen die Umsetzung der SDGs teils grundsätzlich in Frage. Gefangen in konventionellen Denkroutinen verschließen sich Vertreter und Vertreterinnen von rein nationalstaatlichen Strategien der Tatsache, dass die komplexen Herausforderungen nur über Grenzen hinweg, mit einem Verständnis für globale Zusammenhänge bewältigt werden können.
Quelle: Komkomin

Corona und die Auswirkungen auf die Menschheit müssen wir auf der globalen Ebene denken und gleichzeitig auf der lokalen Ebene umsetzen und handeln.

Dies geht durch Zusammenhalt und Gemeinsinn in der eigenen Stadt.
Social distancing ist dabei die räumliche Distanzierung, auch räumliche Trennung oder physische Distanzierung und nicht das soziale distanzieren. Ganz im Gegenteil! Jetzt kommt es auf die Menschen an, die das Gemeinwesen zusammen halten, die vernetzen und Hilfsprojekte starten. Wir brauchen Empathie. Hilf-Lippstadt ist so eine Solidaraktion in unserer Stadt. #gutscheine-helfen

Dabei kann man viel voneinander lernen, z.B. von den Künstlern, die viel Mut machen.

Sebastian Niehoff alias „Sebel“ – sein Song geht um die Welt und da er seine Partitur für alle Künstler offen in Netz gestellt hat, entsteht etwas Großes und Verbindendes. Ein wundervolles Beispiel, wie wir in Zukunft denken sollten.

Dieses Beispiel hat mich sehr berührt. Es ist so ein schönes Beispiel dafür, dass wir kreativ werden können und Lösungen finden können. Es ist die Zeit der Kooperationen und der Genossenschaften.

Bleiben wir also optimistisch und finden wir die positiven Beispiele für ein neues Leben nach Corona:

  • Der UN-Generalsekretär hat soeben zu einem globalen Waffenstillstand aufgerufen und der Appell findet weltweit Zustimmung.
  • Die Corona-Krise verändert den kapitalistischen Gesellschaftsvertrag. Auch die Erwartungen an Konzerne wandeln sich. Nicht alles, was erlaubt ist, geht in Ordnung. Quelle: ManagerMagazin
  • Der Zukunftsforscher Matthias Horx hat ein ungemein optimistisches Szenario entworfen, die Welt wird nach Corona eine bessere sein.

Die Krise als Chance sehen, dass habe ich während meiner Sarkomtherapie gelernt und gelebt.

Wichtig ist das positive Bild der Zukunft, das uns trägt. Die Welt nach Corona wird eine andere sein, aber nicht unbedingt eine schlechter, sagt der Zukunftsforscher Matthias Horx.

Wir lernen als Gesellschaft gerade in Windeseile. Wir lernen z.B. was ein System ist und was systemrelevant heißt. Früher waren es die Banken, heute sind es die Pflegekräfte und Verkäuferinnen, die unsere Systeme am Laufen halten. Viele Promis müssen feststellen, dass sie nicht systemrelevant sind.

Es macht mir Hoffnung, dass wir neu über Berufe und Gehaltsstrukturen nachdenken. Wir können gut ohne Autos leben, aber ohne Pflege und Empathie in den Krankenhäusern nicht. Die Pflege ist momentan der Flaschenhals unseres Krankensystems. Hier haben wir uns vor Corona kaputtgespart. Nun wird das sichtbar und schmerzlich erfahrbar.

Ach ja, ich bin übrigens auch nicht systemrelevant. Momentan vernetzte ich aber meine Umgebung mit Zoomkonferenzen, damit sie sich weiter sehen können und sich unterstützten können. Ich habe gerade das Gefühl, dass ich viele Menschen nun häufiger sehe als vorher. Nur halt virtuell.

Bildquelle Titelfoto: https://pixabay.com/de/users/visuals3d-15709700/

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