Macht Geld Sinn ?

Auf einem Spaziergang habe ich dieses Graffiti in Lippstadt fotografiert. Hier nun einige Gedanken zu dieser Frage.

Macht Geld Sinn?

Graffiti auf einer Lippstädter Häuserwand
Graffiti auf einer Lippstädter Häuserwand

Wir haben erlebt, wie Griechenland in kurzer Zeit quasi pleite war. Die Bürger kamen nicht mehr an ihr Geld, obwohl sie ein Leben lang gearbeitet haben und eigentlich genügend Geld gespart haben. Das Konto war eigentlich voll, aber sie kamen nicht mehr an das Geld, denn die Banken hatten keines mehr und der Staat konnte nicht mehr helfen. Was war schief gelaufen?

Der Film Oeconomia aus dem Jahr 2020 von Carmen Loesmann geht diesen Fragen auf den Grund und sie begibt sich quasi in den Maschinenraum der Geldfabrik. Sie filmt in der EZB, in Banken, bei Vermögensverwaltern, bei BMW und erklärt auf einfache Weise, was Geld ist, wie es entsteht, wie die Wirtschaft funktioniert und wieso wir ständig wachsen müssen und der Schuldner das ganze am Laufen hält.

Was ist eigentlich Geld? Wie kann es sich in Nichts auflösen?

Ist Geld eine Illusion?

Wieso lassen wir es zu, dass Banken und der Staat mit unserem Geld spielen und wetten? Wieso lassen wir es zu, dass Banker wahnsinnig hohe Gehälter verdienen, obwohl sie keine Verantwortung für unser Geld übernehmen? Investmentbanker sind keine rationalen Menschen mit enormen Wissen, sondern teilweise süchtige Spieler. Wieso arbeiten wir für ein solches System des Machtmissbrauchs und der Abhängigkeit?

„Volkswirte und Zentralbanken wollen das Bargeld abschaffen. Zum Beispiel, um Korruption zu bekämpfen. Doch die Bürger würden damit ihre freiheitlichen Rechte verlieren.“ Zitat Focus „Gibt es kein Bargeld mehr, können die Regierungen in vergleichbaren Fällen Überweisungen einfach verbieten, und der Bürger muss der Pleite seiner Bank und dem Dahinschmelzen seiner Guthaben tatenlos zusehen“.

Bargeld ist also mehr wert als Buchgeld bei einer Bank.

In China kann man gerade sehen, wie die Regierung versucht durch Manipulationen den Aktienmarkt vor dem Kollaps zu bewahren. Wachstum um jeden Preis ist die Devise und die Zeche wird irgendwann der Bürger zahlen. Wieso machen wir da eigentlich immer weiter mit?

„Das Geld, das man besitzt, ist das Mittel zur Freiheit, dasjenige, dem man nachjagt, das Mittel zur Knechtschaft,“ sagte schon der Philosoph Jean-Jacques Rousseau.

Manchmal ist weniger mehr, z.B. wenn man im Job seine Gesundheit ruiniert.

Der Dalai Lama wurde einmal gefragt, was ihn am meisten überrascht; er sagte:

Der Mensch, denn er opfert seine Gesundheit, um Geld zu machen.

Dann opfert er sein Geld, um seine Gesundheit wieder zu erlangen. Und dann ist er so ängstlich wegen der Zukunft, dass er die Gegenwart nicht genießt; das Resultat ist, dass er nicht in der Gegenwart lebt;

er lebt, als würde er nie sterben, und dann stirbt er und hat nie wirklich gelebt.

Gibt es keinen Plan B aus diesem elenden System und Hamsterrad? Bekanntlich liegt ja in der Krise die Chance. Seit 2009 haben die Banken und auch wir Bürger nicht viel gelernt. Wir konsumieren immer noch um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Schauen nach Immobilien,  kaufen Sachwerte, die wir eigentlich nicht brauchen, weil wir Angst haben, dass das Geld auf der Bank irgendwann nichts mehr wert ist. Da ist es nicht verwunderlich, dass es mittlerweile Aussteiger aus diesem System gibt.

Vom Haben zum Sein, heißt es so schön.

Es gibt Menschen, die anfangen ihr Hab und Gut zu verkleinern, die Ballast abwerfen, die sich auf das Wesentlich konzentrieren wollen. Eine andere Bewegung sind z.B. auch die Tauschbörsen mit einer neuen Währungen – nämlich der Zeit.

Es gibt momentan auch die Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen, das erstmals nun in einem europäischen Land und zwar Finnland ausprobiert wird. Jedoch ist das bedingungslose Grundeinkommen doch an die Bedingung gekoppelt, dass man nämlich einer Erwerbsarbeit nachgeht. Das kann aber auch eine selbständige Tätigkeit sein. Vier von fünf Finnen stimmten den Plänen in Umfragen zu. Während die Unterstützung in den jüngeren Altersgruppen am stärksten ist, heißen auch mehr als drei Viertel aller Senioren die Idee gut. Selbst Finnen mit einem hohen Einkommen sprachen sich für das Konzept aus. Auch in einem Dorf in Namibia lief von 2008 bis 2014 ein Versuch. Und in der Schweiz gibt es Pläne zur Einführung eines Grundeinkommens von umgerechnet 2080 Euro. 2016 soll es einen Volksentscheid geben.

Macht Geld Sinn?

Geld sollte Mittel zum Zweck sein – eine Währung um Güter und Dienstleistungen zu zahlen und nicht Selbstzweck. Das aus Geld Geld wird, wie beim Zinses- Zins oder beim Wetten auf Finanzgeschäfte, macht unser System kaputt, denn irgendwann wird in der realen Wirtschaft kein Gegenwert mehr produziert werden können und dann wird Geld wertlos und die größte Währung des Geldes – das Vertrauen ist verloren.

Deshalb ist der Bitcoin entstanden, eine Kryptowährung, die auf der Blockchain Technologie beruht. Die Blockchain sorgt immer schneller dafür, dass durch Technologie Macht und Kontrolle von zentralen Autoritäten auf die Massen der Anwender und Netzwerke übertragen werden, die sich in Zukunft selber kontrollieren. Lesen Sie mehr über Digitales Geld und Blockchain

Der belgische Finanzexperte Bernard Lietaer plädiert für die Einführung einer zweiten Währung, die er Yin Währung (das Weibliche) im Gegensatz zur Yang Währung (das Männliche, die Zentralbankwährung) nennt. Im alten Ägypten gab es Naturprodukte als Zahlungsmittel, die mit einer Schwundgebühr versehen wurde und deshalb (ohne Zins und Zinseszins) schnell verbraucht und nicht gehortet werden konnte. Dieses Geld wird schnell in Produkte des täglichen Lebens, in Infrastuktur, in Bauten oder Kunst investiert oder halt getauscht.

Er fordert eine neue weltweite Währung und zwar den Terra.  Der Terra wäre inflationssicher, da er mit der Demurrage (Schwundgebühr) belastet wäre.

Mittlerweile gibt es über 2.500 Yin- Währungen, z.B. das Regiogeld in Deutschland, Schwundgeld in Österreich und der Swap in der Schweiz. mehr

Wir müssen uns bewußt machen, dass wir dem Geld wert verleihen. Erst wenn wir uns selbst wieder mehr Wert schätzen und unser Potential erkennen, können wir vom homo economicus zum homo cooperativus werden. Dann werden Genossenschaften und Tauschbörsen florieren und die (Yang-) Geldsysteme an Bedeutung für unser tägliches Leben verlieren.

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