Die WandelBar für Lippstadt

Corona hat Einiges ans Licht gebracht. Durch den Shutdown der Wirtschaft haben wir gemerkt, dass das Leben weitergeht, auch wenn die Wirtschaft stillsteht. Erstmals haben wir kollektiv unsere Gesundheit über die Wirtschaft gestellt und festgestellt, dass unser Gemeinwohl von den sozialen Tätigkeiten abhängt und diese systemrelevant sind. Die Produktion von Autos und anderen Konsumgütern sind ein „nice-to-have“, aber kein „must-have“. Lesen Sie hier auch meinen Blogbeitrag Corona als Veränderungsimpuls

Auf der anderen Seite entstand eine Spaltung der Gesellschaft, in der die Unterschiede noch stärker hervorgetreten sind. Die einen sehen ein, dass nun zusammen neue Wege gegangen werden müssen, die andern fühlen sich manipuliert, fremdbestimmt und entwickeln einen Widerstand gegen die von oben herab eingeführten Maßnahmen. Die „neue Normalität“ ist für viele ein Zwang und diese wünschen sich nichts sehnlicher als ein Zurück zu einer „alten Normalität“.

Der Mensch ist ein soziales Wesen und ohne den sozialen Kontakt können wir nicht leben bzw. das Leben ist nicht mehr lebenswert, weil etwas fehlt.

Achtsamkeit und die Liebe zur Natur sind zwei Aspekte, die wir durch Corona wiederentdeckt haben. Es sind die kleinen Glücksmomente, die wir brauchen, nicht das  Auto oder die Flugreise in den Urlaub. Doch auch hier scheiden sich die Geister. Vielleicht hilft diese Erkenntnis, dort wo sie landen konnte, nun auch vielen Menschen, die gerade in Unsicherheit leben, da sie Angst haben, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Erkenntnis, dass wir mit sehr viel weniger auskommen können und das ganze Gedöns gar nicht brauchen, hilft mit Unsicherheit zurechtzukommen. Jedoch hilft das nicht den Menschen, die bereits im „alten“ Zeiten am Existenzminimum oder darunter lebten.

Was wir gerade erleben, ist zwar durch Corona beschleunigt worden, war aber auch vorher schon abzusehen. Die Klimakrise und die Digitalisierung haben eine große Transformation der Wirtschaft schon vorhergesagt.  In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts hatten wir schon einmal diese Veränderungsdynamik in der Autoindustrie, als es um die Automatisierung ging.  Durch die Digitalisierung und die Decarbonisierung fallen nochmals Arbeitsplätze weg und die Menschen, die davon betroffen sind müssen sich neue Aufgabenfelder suchen, d.h. sie lernen von neuem und  arbeiten sich in ganz neue Gebiete ein.

Ein großes Feld ist die Fürsorge für den Menschen und seine Gesundheit, oder anders gesagt die psychosoziale und physische Gesundheit der Menschen. Wenn die Produktion in Zukunft von alleine läuft und wir als Gesellschaft unseren gerechten Anteil dieser Wertschöpfung erhalten, dann haben wir mehr Zeit für die Gemeinschaft und für jede*n Einzelne*n. Das sind Aufgabengebiete, die zwar bisher weniger Beachtung fanden und deshalb schlecht bezahlt waren, die aber ausschlaggebend für die psychische Gesundheit der Menschen sind. Sie sind auch die Basis für eine reifere Gesellschaft.

Frithjof Bergmann erfand damals das Konzept von New Work – ein Job System, mit dessen Hilfe man aus der Knechtschaft der Erwerbsarbeit aussteigen können sollte, und Selbständigkeit, Freiheit und Teilhabe an der Gemeinschaft bekommen sollte.

„Was ist es, was ich wirklich, wirklich, auf dieser Erde will?“

Zitat: Frithjof Bergmann – Begründer der New Work Bewegung

Diesen Satz habe ich mir zu Herzen genommen und so neue Aufgaben entwickelt, denen ich mich stellen will.

Der Wandelgang war dabei mein erstes Projekt, das während einer Lernreise entstand und nun anderen Menschen helfen soll, die sich auch auf die Reise der eigenen Transformation machen wollen.

Nachdem ich diesen Schritt gemacht habe, will ich nun Mitstreiter*innen finden, die sich auf den Weg machen in ein anderes Leben. Die sich vom gängigen Wirtschaftssystem abwenden wollen und ein anderes nachhaltiges Wirtschaften in ihrem Ort aufbauen wollen. Dies habe ich in dem Artikel Postwachstum näher erläutert.

Zu diesem nachhaltigen Wirtschaften gehört z.B. die Sharing- Ökonomie, das Reparieren von Dingen, das Selbstversorgen, das Upcycling, das Tauschen von Dingen, der Aufbau von Genossenschaften und das gemeinsame Lernen. Diese Art der Wirtschaft wird auf der Homepage von Wirtschaftförderung4.0 gut beschrieben.

Nun möchte ich mich intensiv um eine Community und einen Raum namens WandelBar bemühen. Hier sollen sich Menschen zusammen finden, die die Transformation zu einem anderen Leben mitgestalten wollen, die Teil einer neuen Community werden wollen, die nachhaltig leben und mit weniger Ressourcen auskommen wollen. Diese Transformation beinhaltet außerdem die Gestaltung eines neuen Miteinanders, das sich durch einen menschenfokussierten Umgang untereinander auszeichnet.

Der Prototyp der WandelBar ist ein virtueller Lernraum auf der Plattform iRooms. Hier trifft sich eine 9 köpfige Community einmal im Monat zu den Themen der Transformation und der Zeit nach Corona.  Wir überlegen, wie wir in Zukunft leben, wie wir wirtschaften wollen, wie wir eine neue Gemeinschaft gemeinsam mit anderen Menschen gestalten wollen und wie wir gemeinsam die Energiewende hinbekommen.

WandelBar -Meeting am 06.08.2020 – die Community, die den Transformationsprozess in Lippstadt begleitet.

Die ersten Treffen standen unter dem Motto:

Sich besser kennen lernen, gemeinsame Ziele finden, Überlegungen, was man gemeinsam machen will, Modelle verstehen lernen und eine gemeinsame Vorgehensweise finden.

Die letzten beiden Male haben wir uns mit dem 4 Quadratenmodell von Ken Wilber und der Theorie U von Otto Scharmer beschäftigt und nun wollen wir mit Hilfe dieser beiden Modellen ein Konzept entwickeln, mit dem man eine Community, eine Gruppe Menschen oder eine ganze Stadt durch einen Transformationsprozess begleiten kann. Außerdem werden auch Elemente des Design Thinkings im Prozess zur Anwendung kommen.  Unser Werkzeugkoffer ist also voll. Wir wollen jedoch die Impulse und Intentionen der jeweiligen Gruppe aufnehmen und mit der Hilfe dieser Werkzeuge die sich abzeichnende Zukunft in die Gegenwart holen.

Unser Versuchslabor ist dabei die Stadt Lippstadt mit ihren Einwohner*innen, Institutionen, der Wirtschaft, Verwaltung, sozialen und kulturellen Akteur*innen.

Es soll ein digitaler oder realer Raum und ein Dialogformat für Menschen werden, die sich mit Themen des Wandels beschäftigen möchten und sich wirklich auf den Weg machen wollen. Die WandelBar dient einerseits der Vernetzung und andererseits dem selbstorganisierten Lernen. Sie bietet Unterstützung für eigene und gemeinsame Projekte und Initiativen. Angedacht ist, dass eine WandelBar für Lippstadt sich mit den Themen Postwachstum und der Frage „Wie wollen wir in der Zukunft leben?“ beschäftigt.
Unsere Agenda ist leer – wir stehen gemeinsam vor einer leeren Leinwand und wir schauen, welche Impulse kommen und was wir gemeinsam möglich machen können.

Unsere ersten Ansätze haben wir schon zusammengetragen. Dabei ist es uns wichtig bewusst verschiedene Perspektiven einzunehmen. Dazu nützen wir die 4 Quadranten nach Ken Wilber, diese sind:

  • die persönlichen Erfahrungen und Sichtweisen der Lippstädter*innen (Ich),
    also die einzelne Person
  • Lippstadt als System – gemeinsames Verständnis (Wir), gesamte Stadt, Quartiere, Gruppen, etc.
  • die objektiven und messbaren Seiten eines Systems „Lippstadt“ (Es),
    das was auf uns Einzelne einwirkt, was sichtbar ist
  • und die funktionalen Abläufe des sozialen Systems „Lippstadt“ (Sie) ,  bestehenden und zu erstellenden Abläufe, Prozesse, Vorgehensweisen, etc.
4 Quadrantenmodell nach Ken Wilber © Wyrsch & Partner GmbH

Der Prozess der Veranstaltungen lehnt sich an das Modell der Theorie U von Otto Scharmer.

Und so sind wir auf der Suche nach Menschen, die sich hier einbringen wollen.

Sobald wir eine Gruppe von 12 Interessierten zusammen haben, können wir starten. Gut wäre es, wenn die Gruppe möglichst diverse ist und viele Bereiche des Lebens in Lippstadt abdeckt.

Welchen Nutzen habe ich als Teilnehmer dieser Community:

Zuallerst gilt:

Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.
(Willy Brandt)

 

  • Sie lernen Menschen kennen, die sich für Lippstadt engagieren wollen und die aktiv gestalten wollen.
  • Sie gestalten ihre Zukunft und ihre Umgebung selber, so dass es wirklich passt
  • Sie bekommen die Chance sich mit den Teilnehmer*innen der Community zu vernetzen und werden gemeinsam handlungsfähig.
  • Sie lernen viel über die Strukturen und das „System“ Lippstadt und entwickeln gemeinsam Möglichkeiten der Transformation.

In meinen Träumen entstehen z.B.  Co-Working Spaces, die den Namen auch verdienen. Wir gründen Baugenossenschaften und Energiegenossenschaften. Wir bekommen ein Car Sharing System mit vielen Vereinsmitgliedern und öffentliche Repair – Cafés und Maker Spaces, also offene Werkstätten für alle. 

Aber was geschehen wird, hängt alleine von den Teilnehmer*innen ab.

Also holen wir die sich abzeichnende Zukunft in die Gegenwart und warten nicht bis jemand uns „gestaltet“.

Es gäbe sicher noch viel zu schreiben über diese Idee, die da aus mir herausbrechen will.

Interessierte und Menschen, die Fragen dazu haben, können gerne mit mir Kontakt  aufnehmen. Ich freu mich über jedes Gespräch und viele Mitgestalter*innen in der Zukunft.

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